Garagenplätze: Das ungeliebte Stiefkind der Stadtplanung
- ronaldgoigitzer6
- Sep 11
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Wer heute Immobilienprojekte in den Städten betrachtet, stößt unweigerlich auf ein Phänomen: den radikalen Sparkurs bei Garagenplätzen. Unter dem wohlklingenden Deckmantel von Nachhaltigkeit und „neuen Mobilitätskonzepten“ wird gerne an der Tiefgarage gespart. Klingt gut für die Baukostenkalkulation, ist aber in Wahrheit kurzsichtig, wenn nicht sogar verantwortungslos.
Denn die nackten Zahlen sprechen eine andere Sprache: Die Zahl der Kfz-Zulassungen (aktuell: 5.231.893!!) steigt Jahr für Jahr. Ja, auch in Wien. Man mag es schönreden, dass junge Menschen angeblich kein Auto mehr wollen – die Realität auf den Straßen beweist das Gegenteil. Wer morgens im Berufsverkehr unterwegs ist, braucht keine Statistik, um zu erkennen: Autos verschwinden nicht.
Der Verweis auf das kommende Zeitalter der autonomen Fahrzeuge ist mittlerweile eine wohlfeile Ausrede. Vor einigen Jahren hieß es noch, wir würden längst in selbstfahrenden Shuttles zur Arbeit gleiten. Fakt ist: Das autonome Auto kommt langsamer, als es der optimistische Tech-Hype uns glauben machen wollte. Bis dahin werden noch viele Teslas in überraschend auftauchende Bäume krachen und der hohe Parkplatzbedarf bleibt real.
Und hier liegt die größte Absurdität: Politiker und Stadtplaner beklagen seit Jahren, dass der öffentliche Raum durch parkende Autos blockiert wird – vollkommen zurecht! Jeder Quadratmeter Straße, der durch einen abgestellten Wagen blockiert ist, fehlt für Bäume, Radwege oder Begegnungszonen. Doch anstatt dieses Problem konsequent zu lösen, indem man ausreichend Stellplätze in den Gebäuden schafft, wird ausgerechnet dort gekürzt. Man will die Autos von der Straße, baut aber keine Garage – …das ist wie eine Stadt ohne Mistkübel zu bauen und sich dann über den Müll auf den Gehsteigen zu wundern.
Natürlich kann man den Bevölkerungszuwachs als Argument bemühen: „Eh klar, dass mehr Menschen auch mehr Mobilität brauchen.“ Doch während Wohnungen gebaut werden, wird beim Stellplatzangebot auf Diät gesetzt. Die Rechnung zahlen am Ende die Bewohner selbst – mit Parkplatznot und steigenden Mieten für Stellplätze.
Man muss es so deutlich sagen: Wer bei Neubauten an Garagenplätzen spart, betreibt eine Politik des Wegschauens. Es ist der Versuch, ein ungeliebtes Problem einfach kleinzurechnen – in der Hoffnung, dass sich die Realität schon irgendwie fügen wird. Doch die Realität ist sturer als jede Hochglanzbroschüre. Solange Autos nicht von alleine verschwinden, braucht es Garagen. Punkt.


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