Gemeinden im Blindflug – wenn Raumplanung fehlt

Rund 42 Prozent aller Gemeinden in Österreich verfügen über kein aktives Raumordnungs- oder Leerstandsmanagement. Das klingt nach einer nüchternen Zahl, doch dahinter verbirgt sich eine Entwicklung mit weitreichenden Konsequenzen. Dort, wo nicht gesteuert wird, übernimmt der Zufall das Ruder – und der Zufall ist selten ein guter Stadtplaner.

Fehlendes Management führt dazu, dass Gebäude leerstehen, mit der Zeit verfallen und die Attraktivität ganzer Ortskerne schwindet. Was zunächst wie ein einzelnes, ungenutztes Haus aussieht, entwickelt sich oft zu einer schleichenden Abwärtsspirale: Geschäfte schließen, der Ortskern verliert an Lebendigkeit, während neue Siedlungen am Rand entstehen. So wächst der Ort nach außen, während innen ein Vakuum entsteht. Für die Gemeinden bedeutet das nicht nur den Verlust von Identität und Lebensqualität, sondern auch steigende Kosten für Infrastruktur, die immer weiter auseinandergezogen werden müssen.

Ein aktives Raumordnungs- und Leerstandsmanagement kann genau an dieser Stelle gegensteuern. Wenn Gemeinden ihre Flächen systematisch erfassen, leerstehende Gebäude sichtbar machen und Strategien entwickeln, wie diese wieder genutzt werden können, eröffnet das neue Chancen.

Leerstand wird so nicht länger als Makel wahrgenommen, sondern als Potenzial. Räume lassen sich für Wohnen, Arbeiten oder Gemeinschaftsinitiativen öffnen, wodurch Ortskerne wieder an Strahlkraft gewinnen. Gleichzeitig verhindert eine vorausschauende Raumordnung, dass immer mehr Flächen am Rand verbaut werden und damit wertvoller Boden verloren geht.

Am Ende geht es um mehr als um Immobilien. Es geht um die Frage, wie lebendig und zukunftsfähig eine Gemeinde ist. Wer Raumplanung dem Zufall überlässt, riskiert den Verfall. Wer aktiv gestaltet, schafft Orte, die Menschen gerne bewohnen, beleben und erhalten.