In der Immobilienentwicklung gibt es viele Stolpersteine, doch einer der gefährlichsten ist die Unterschätzung der Projektdauer. Ein Wohnbauprojekt dauert in der Regel drei bis fünf Jahre – und oft ist Entwicklern nicht bewusst, dass der wahre Erfolg oder Misserfolg erst nach 1,5 bis 2 Jahren sichtbar wird. Doch bis dahin sind viele Entscheidungen bereits in Beton gegossen.
Der fatale Trugschluss der schnellen Umsetzung
Viele Projektentwickler kalkulieren optimistisch. Sie setzen enge Zeitpläne an, gehen von reibungslosen Genehmigungsprozessen aus und unterschätzen, wie lange es dauert, bis ein Projekt am Markt wirklich greift. Doch Realität und Planung klaffen oft weit auseinander. Ein paar Monate Verzögerung mögen auf dem Papier harmlos wirken, doch sie können den gesamten wirtschaftlichen Erfolg eines Projekts kippen.
Einige typische Fehleinschätzungen:
Genehmigungen dauern länger als geplant. Behördenverfahren ziehen sich oft über Jahre hin – sei es durch Anwohnerproteste, Umweltauflagen oder schlichtweg überlastete Ämter.
Der Bau verzögert sich. Fachkräftemangel, steigende Materialpreise oder unvorhergesehene Probleme auf der Baustelle können das Timing um Monate oder gar Jahre verschieben.
Der Markt verändert sich während der Bauzeit. Was bei Projektstart als attraktive Wohnform galt, kann sich innerhalb von drei Jahren überholen. Kaufkraft, Nachfrage oder Wohntrends ändern sich oft schneller als geplant.
Warum die Wahrheit erst spät ans Licht kommt
Selbst wenn die Bauarbeiten termingerecht verlaufen, wird der eigentliche Erfolg eines Projekts oft erst nach der Halbzeit erkennbar. Erst wenn die ersten Wohnungen verkauft werden, zeigt sich, ob die Erwartungen erfüllt wurden:
Passen die Wohnungsgrößen und Grundrisse wirklich zur Nachfrage?
Sind die anvisierten Verkaufspreise realistisch ?
War die Lagewahl richtig, oder sind Käufer zurückhaltender als gedacht?
Fehleinschätzungen in diesen Bereichen werden oft erst sichtbar, wenn es für Anpassungen zu spät ist. Wohnungen mit ungünstigen Grundrissen oder falschen Größen lassen sich dann nur noch mit Preisabschlägen verkaufen – oder bleiben gar leer.
In der Immobilienentwicklung gilt: Zeit ist nicht nur Geld, sondern auch Risiko. Projekte, die sich verzögern, verlieren an Rentabilität – und oft wird der wahre Erfolg erst erkannt, wenn es zu spät ist, um grundlegende Fehler zu korrigieren. Wer sich dieser Dynamik bewusst ist und von Anfang an auf eine realistische Zeitplanung setzt, minimiert sein Risiko und steigert die Erfolgschancen erheblich.

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